Stand der Forschung

Ursachen der ADHS

Es gilt heute als gesichert, dass ADHS zu einem hohen Prozentsatz erblich ist. Die Wahrscheinlichkeit für Kinder eine ADHS zu haben, wenn ein Elternteil betroffen ist, liegt bei 20-30%. Haben beide Eltern eine ausgeprägte ADHS, so liegt die Wahrscheinlichkeit, dass die leiblichen Kinder eine ADHS entwickeln, bei 80- 90%.

Über die Prozesse, die sich bei einem ADHS- Betroffenen im Gehirn abspielen, gibt es viele Theorien, die noch weiterer Bestätigung bedürfen.

Sicher ist heute, dass die ADHS eine Störung bzw. Normvariante des Frontalhirns darstellt, welches für die Verhaltensregulierung, aber auch für Entscheidungen, Auswertung von Erfahrungen und für die gesamte Steuerung des Organismus zuständig ist. Das Frontalhirn steuert die Informationsverarbeitung all der Millionen Reize, die jede Sekunde auf uns einströmen. Es muss diese Reize mit Hilfe untergeordneter Hirnzentren filtern, sortieren, ablegen, löschen oder weiterleiten. Das setzt voraus, dass in unserem Gehirn eine Informationsverarbeitung und Selektion nach Prioritäten stattfindet. Funktionieren diese Filter nicht ausreichend, kommt es zu einem Datencrash oder Datenkurzschluss, das Gehirn kann die einströmenden Reize nicht sinnvoll verarbeiten.

Medizinisch hat man durch neue PET-Untersuchungen (Positronen-Emissions-Tomographie) eindeutig nachweisen können, dass die vorderen Hirnabschnitte beim ADHS- Betroffenen weniger stark durchblutet sind. Auch konnte eine geringere Nervenaktivität in bestimmten Hirnregionen nach-gewiesen werden. Darüber hinaus werden Nebenregionen des Gehirns aktiviert, die eine genaue Zuordnung beziehungsweise Verarbeitung der eingehenden Informationen erschweren. Man nimmt heute an, dass die hemmenden Funktionen des Frontalhirns nicht ausreichend aktiviert sind, so dass die Brems- und Hemmungssysteme des Gehirns nicht wie erforderlich arbeiten (woraus die überschießenden Reaktionen und Gefühle der ADHS- Betroffenen resultieren).

Man fand außerdem in den vorderen Hirnabschnitten und den Hirnkernen Größen- Veränderungen. Auch bei den wichtigen Gehirn-hormonen, den Neurotransmittern, die wesentlich unser Fühlen und unsere Befindlichkeit bestimmen, wurden Veränderungen festgestellt.

Bei der Entwicklung der ADHS spielen die Hormone Serotonin, das für die Impulskontrolle, und Noradrenalin, das für die Aufmerksamkeit und Aktivität zuständig ist, eine Rolle.

Das wichtigste Hormon bei der Entstehung der ADHS ist das Dopamin. Dieser Neurotransmitter steuert die Aktivität, den Antrieb und die Motivation. Wissenschaftlich konnte gezeigt werden, dass sich bei ADHS am Dopamin-Rezeptor und auch am Dopamin-Transporter-Gen Störungen finden, so dass Dopamin in bestimmten Hirnarealen nicht ausreichend vorliegt beziehungs-weise zu schnell abgebaut wird.

Gesichert ist, dass Dopamin zu schnell im synaptischen Spalt, seinem Wirkort, abgebaut wird. Dies erklärt damit auch die therapeutische Wirkung von Methylphenidat (z.B. Ritalin), das über die Blockade der Transporterbausteine eine Erhöhung des Dopaminspiegels bewirkt und so für eine Angleichung der Werte sorgt.

Sie können hierzu auch den Film anschauen: