ADHS Diagnostik bei Erwachsenen:

Die Diagnose ADHS setzt ein profundes Wissen und viel Erfahrung voraus. Es geht nicht darum einfach ein paar Tests zu machen und bei Erreichen eines Punktwertes die Diagnose zu stellen, sondern Betroffene mit ihrem gesamten Lebenslauf, ihrer speziellen Problematik und ihren Schwierigkeiten zu erfassen und ggf. ein differenziertes Therapieangebot zu erstellen.

ADHS ist zunächst eine besondere Art zu sein und wird erst behandlungsbedürftig, wenn die ADHS-Symptome zu ernsthaften Beeinträchtigungen im Leben der Betroffenen führen.

Wichtig ist eine Erhebung des gesamten Lebenslaufes, insbesondere eine Betrachtung der schulischen und beruflichen Entwicklung.

Hier zeigt sich oft, dass ADHS-Betroffene in ihren Ausbildungen und Schulabschlüssen z.T deutlich unter ihren Möglichkeiten geblieben sind und dass sie häufiger ihre Schulen, Ausbildungen oder Jobs gewechselt haben.

In den Schulzeugnissen findet man oft wichtige Hinweise darauf, dass ADHS auch schon in der Schulzeit vorhanden war. Bei Hyperaktiven findet man oft Bemerkungen wie „ kann sich nicht an Gesprächsregeln halten“, „stört den Unterricht“, „zeigte ein lebhaftes Verhalten“ oder „arbeitet oberflächlich und sprunghaft“. Häufig zeigen auch die Noten deutliche Ausschläge nach oben und nach unten, je nachdem ob der Lehrer als interessant oder das Fach als spannend empfunden wird.Häufig wird auch ein trotziges und oppositionelles Verhalten  beschrieben. Bei ADHS des unaufmerksamen Typs finden sich oft Bemerkungen wie : „ wirkt verträumt“, „könnte bei mehr Konzentration bessere Leistungen erbringen“, „beteiligt sich nicht am Unterricht, vergisst viel“.

Alles das können Hinweise auf das Vorliegen einer ADHS im Kindesalter sein.

Hilfreich ist auch eine sogenannte Fremdanamnese. Das bedeutet, dass die Aussagen der Eltern oder naher Bezugspersonen von Bedeutung sind, die das Verhalten und die Probleme, die sich in der Kindheit gezeigt haben, beschreiben können.

Auch die Angaben von Partner und Arbeitskollegen über das aktuelle Verhalten sind bei der Diagnosenstellung hilfreich.

Weiterhin gibt es standardisierte Tests, die zwar wertvolle Hinweise über die aktuelle Situation geben können, aber niemals alleine als Diagnose herangezogen werden dürfen.

Natürlich muss auch eine ausführliche psychiatrische Untersuchung erfolgen und bei der Diagnosenstellung müssen auch andere Differentialdiagnosen wie Schilddrüsenfunktionsstörungen, Depressionen etc. in Betracht gezogen werden. Insofern ist die Diagnose ADHS komplex und sollte nur von einem in der Diagnostik und Behandlung der ADHS erfahrenen Facharzt gestellt werden.

Leider wird ADHS im Erwachsenenalter bis heute viel zu wenig diagnostiziert, weil es zu wenig Fachärzte gibt, die sich mit diesem Krankheitsbild auskennen.

Es werden dann andere Diagnosen gestellt wie: Depression, Persönlichkeitsstörung, Borderline, bipolare Erkrankung etc., die aber leider nicht die störungsspezifische Problematik der ADHS erfassen und auch wichtige Therapieoptionen so nicht zur Anwendung kommen.

Die meisten erwachsenen ADHS-Patienten sind nicht diagnostiziert, aber sehr wohl seit Jahren in Psychotherapie und sie haben nicht selten mehrere stationäre Aufenthalte in psychosomatischen Kliniken absolviert. Häufig sind sie auch mit mehreren Antidepressiva oder sogar Neuroleptika behandelt worden.

Wenn die Symptome :

  • Konzentrationsstörungen,
  • schnelle Stimmungsschwankungen, Impulsivität,
  • desorganisiertes Verhalten,
  • schnelle Kränkbarkeit und Motivationsstörungen
  • immer wieder in ihrem Leben auftauchen, sollte ADHS abgeklärt werden.